Geschichte der Narrenzunft Stegstrecker

Vor langer Zeit wollte Pfullendorf einen Steg über den Andelsbach bauen. Ein Meister nahm Maß und ging mit seinen Gesellen an die Arbeit.

 

Aber wie es zuweilen so geht, der Meister hatte neben seinem Augenmaß vielleicht ein Maß Wein zuviel genommen, oder aber die Gesellen zu wenig vom spitälischen Holz, oder es war sonst ein Unglück eingetreten.

 

Kurzum: Der Steg reichte nicht zum anderen Ufer, er war zu kurz geraten. Die Schadenfreude war groß, guter Rat teuer. Ein findiger Kopf schlug unter anderem vor, den Steg im Wasser aufzuweichen und ihn danach durch zwei Ochsengespanne strecken zu lassen.

 

Gesagt, getan! Der Steg blieb kurz, sosehr sich die Ochsen auch anstrengten.In höchster Not wandte man sich an den Hohen Rat der Stadt Pfullendorf. In geheimer Sitzung fand er, wie immer, einen Ausweg, über den ausnahmsweise bis zum heutigen Tag nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist.

 

Jedenfalls begab sich der Hohe Rat alsbald an Ort und Stelle, nahm mit vereinten Kräften die Zugseile der beiderseits des Stegs schmählich versagenden Ochsen auf und siehe, das Wunder geschah: Der Steg streckte sich und verband Ufer mit Ufer.

 

Jedermann war zufrieden. Seitdem heißen die Pfullendorfer „Stegstrecker“.

 

Moral:

 

Mit Ochsen kann man keine Brücke bauen,

dazu bedarf´s der Klugen und Schlauen,

mit denen stets ein hoher Rat sich ziert,

sein wesentliches Ziel er nicht verliert.

Jedwelchen Graben überwinden,

und immer einen Ausweg finden,

vereint in Güte, Anstand, Kraft,

zum Nutzen seiner Bürgerschaft

 

Obwohl in Pfullendorfs Mauern schon seit Jahrhunderten fastnachtliches Brauchtum geübt wurde, können keine lückenlosen Nachweise vorgelegt werden, da in den Wirren nach dem 1. Weltkrieg wertvolles Material verloren ging.

 

1856 wurde in Pfullendorf eine „Narren- und Maskengesellschaft“ gegründet.

 

1895 wurde diese Gesellschaft als Verein neu gegründet und auf den Namen „Narhalla“ getauft.

 

1948 gab sich der Verein einen neuen Namen und nannte sich von nun an Narrenzunft „Stegstrecker“.

 

Mit einem ersten Auftritt, der Aufführung von „Wallensteins Lager“ am 4. Februar 1856 legte Lang den Grundstein zur Tradition der jahrzehntelangen Fasnetspiele in Pfullendorf, die in den folgenden Jahren immer wieder gepflegt wurden.

 

Zur Jahrhundertwende gab es 1900 das Fasnetspiel „Die Römer im Oberen Linzgau“. Dazu wurde damit angefangen Motoumzüge durchzuführen.

 

1935 wurde erstmals das Stegstreckerspiel aufgeführt, welches zuletzt anlässlich des 150jährigen Jubiläums der Zunft 2006 der Bevölkerung zur Schau gestellt wurde. Seit 1895 mit einigen Unterbrechungen erscheint jährlich ein Narrenblatt, in welchem lustige Begebenheiten in der Stadt veröffentlicht werden.

 

Über Hemdglonkerumzüge wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder berichtet.

 

Seit Jahrzehnten ist der trad. Fasnetmäntigumzug ein Anziehungspunkt für Tausende Zuschauer aus Nah und Fern! Aus dem damaligen Mottoumzug hat sich ein Narrensprung mit vielen befreundeten Narrenzünfte aus Nah und Fern entwickelt.  Es ist ein einzigartiges Bild, wenn sich der närrische Lindwurm an den vielen Zuschauern die historische Altstadt hinab zum Marktplatz bewegt. Auch Kinder und Erwachsenengruppen aus Pfullendorfer Vereinen und Schulen nehmen an dem Umzug teil.

 

Zum 800 jährigen Stadtjubiläum zur Verleihung der Stadtrechte durch den Stauferkaiser Friedrich wird 2020 wieder ein Landschaftstreffen ausgetragen. Das letzte Landschaftstreffen fand 2003 statt.